Förster und Jäger in gemeinsamer Sorge und gegenseitiger Achtung

Frankenberger

Viele Kürnacherinnen und Kürnacher waren der Einladung des SPD Ortsvereins gefolgt, um gemeinsam mit Martin Stula (Forstwirt, geprüfter Natur- und Landschaftspfleger, Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs) und Eugen Bieber (Jäger und ehemaliger Naturschutzwächter im Landkreis) der Frage nachzugehen, was eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ausmacht und wie man die unterschiedlichen Ansprüche von Förstern, Jägern, Kommune und Menschen, die Erholung suchen, in Einklang bringen kann.

Die 128 ha Kürnacher Wald haben ca. 1600 Festmeter Zuwachs pro Jahr und könnten damit rund 200 Haushalte mit Energie versorgen. Der Wald ist für die Gemeinde ein wichtiger Wirtschaftsraum. Der angepeilte jährliche Holzertrag wird beispielsweise mit Einzäunungen erreicht, damit die jungen Anpflanzungen vor Wildverbiss geschützt werden. Demgegenüber hätten die Jäger lieber einen Wald ohne Zäune, in dem sich das Wild frei bewegen und besser gejagt werden kann. Die Jäger sind nämlich per Gesetz zu einer jährlichen Abschussquote verpflichtet, um den Wildbestand unter Kontrolle zu halten. Und der abendliche Freizeitsportler „joggt mit Stirnlampe und Reflektoren an seiner Kleidung zur größten Freude des Jägers“ (Eugen Bieber), der sich bereits auf einem Hochsitz zum Abschuss eingerichtet hat, noch nachts durch den Wald. Für ein friedliches Miteinander braucht es daher gegenseitiges Verständnis und als Basis für alles die Liebe zur Natur. Mit ihren fachkundigen Erklärungen und den vielen lustigen „Gschichtli“ hatten Martin Stula und Eugen Bieber stets die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerschaft, darunter auch Kürnachs 1. Bürgermeister René Wohlfart mit seinem jüngsten Sohn Luzian, sicher. So erzählte Eugen Bieber, wie er einmal einen kleinen Specht vor einem Igel gerettet hat, der diesen gerade fressen wollte, oder wie er nachts um halb eins einen 80 kg schweren Keiler erlegt und ihn ganz alleine ins Auto wuchten musste.
Martin Stula räumte mit dem Mythos auf, dass Efeu an den Baumstämmen die Bäume absterben lässt. Vielmehr geht der Efeu mit den Bäumen eine Symbiose ein (Baumstamm als Kletterhilfe für den Efeu zum Licht, Laub des Efeus als Dünger für den Baum).
Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren, dass Fledermäuse, wenn sie nicht mehr von ihrer Mutter gesäugt werden, sich in einer Art „Kindergarten“ versammeln, dass früher die Blätter des Feldahorns wie Sauerkraut milchsauer vergoren wurden, dass „auf den Eichen die besten Schinken wachsen“, weil man früher die Schweine in den Wald trieb und sie mit den heruntergefallenen Eicheln mästete oder dass im Kürnacher Wald kein (!!!) Bärlauch wächst, dafür aber jede Menge Maiglöckchen (beide Pflanzen werden im frühen Stadium oft verwechselt).
Nach gut zwei Stunden endete der Rundgang an der Jagdhütte, wo sich die Vorsitzende der KürnachSPD, Ilse Gebhardt-Gögercin, mit Büchergeschenken bei den Referenten bedankte. Fleißige Helfer des Ortsvereins hatten bereits den Grill angeworfen und Bierbänke aufgebaut, so dass man bei Bratwurst und Getränken noch gemütlich beisammensaß.
Text: Ilse Gebhardt-Gögercin