Über das Glück oder Unglück, einen Biber zu haben

Frankenberger

05. Mai 2024

Erkundungsspaziergang zur Biberburg an der Kürnach

Die KürnachSPD hatte zu ihrer jährlichen Naturwanderung, diesmal zum Thema „Der Biber und sein Lebensraum“ eingeladen. Bei bestem Wetter konnte Eugen Bieber, bis vor drei Jahren Naturschutzwächter des Landkreises, seit vielen Jahrzehnten Jäger, Naturschützer, Experte für alles, was kreucht und fleucht und vor allem liebenswerter Mensch, der sein Wissen und seine Erfahrung sehr gerne (ehrenamtlich!) teilt, die relativ große Gruppe aus ca. 50 Erwachsenen und zahlreichen Kindern an verschiedenen Stationen entlang der Kürnach bis zum Lebensraum des Bibers in der Nähe des Radwegs nach Estenfeld führen.
Unterwegs gab es Informationen zu alten Flurnamen (z.B. Am Seelein) und zur Flurbereinigung (Anlage von Heckenstreifen nach Zusammenlegung von Feldern und Aufhebung der kleinteiligen Realerbteilung). Entlang der Schrebergärten, wo die Kürnach infolge von Begradigungen sehr gerade fließt, informierte er über die geringe Artenvielfalt im Fischbestand. Bürgermeister René Wohlfart, der ebenso bei der Wanderung dabei war wie etliche Mitglieder des Bundes Naturschutz, diskutierten kurz auch über mögliche Renaturierungsmaßnahmen. Auch Eingriffe in die Natur und den Lebensraum von Vögeln wie der jahrelange Neubau der Autobahnbrücke für die A7 wurden angesprochen und mit persönlichen Beispielen belegt.
Beim Revier des Bibers angekommen, ging es zunächst an das rechte Ufer der Kürnach, wo man schöne Einblicke in die Biberaktivitäten vorfand: angenagte und umgefallene Baumstämme, ein aufgestauter Bachlauf, den die Gemeinde mit der Einbringung von zwei Rohren so zum Abfluss gebracht hat, dass die angrenzenden Wiesen und der Abwasserkanal nicht vollkommen überschwemmt werden, die Biberburg und der Lebensraum des Bibers aber dennoch nicht beeinträchtigt werden.
Lebendig und anschaulich erzählte Eugen Biber, der immer wieder auch auf die Fragen der Kinder einging, wie die Biber leben, wie sie in ihre Burg kommen, wie sie ihre Jungen aufziehen usw. Anfang des 20. Jahrhundert war der Europäische Biber in Deutschland schon nahezu ausgestorben (da er Schwimmhäute hat und einen schuppigen Schwanz zählte man ihn ab dem Mittelalter zu den Fischen, so dass er auch in der Fastenzeit gegessen werden durfte).
Durch konsequente Schutzmaßnahmen haben sich die Biberbestände deutlich erholt; heute zählt man in Deutschland wieder an die 60.000 Biber. Die Biber sind Säugetiere, leben monogam und rein vegetarisch (Kräuter, Sträucher, Zweige, Rinde, Blätter der von ihm gefällten Bäume) an fließenden und stehenden Gewässern. Durch das Fällen von Bäumen und das Aufstauen von Wasser schaffen sie neue Lebensräume mit hoher Artenvielfalt. „Herr Bieber, wir haben da was gefunden“, rief ein Junge und zeigte aufgeregt auf ein flatterndes grau-braunes Etwas im Uferbereich. „Das ist ein Pappelschwärmer, ein Nachtfalter“, wusste Eugen Bieber sofort und ergänzte. „Der Biber frisst sehr gerne Pappeln und in den gefällten Pappeln findet dann der Pappelschwärmer tagsüber besten Unterschlupf – jetzt haben wir ihn geweckt und er ist ganz aufgeregt.“
Deshalb wanderte die Gruppe dann auch auf die andere Seite der Kürnach, wo weitere Erklärungen anhand mitgebrachter Exponate erfolgten. Ein ausgestopfter Biber, ein Biberfell und ein Bisam dienten zur Veranschaulichung von Größe und Körperbau, Fellbeschaffenheit und Fellpflege mittels Drüsensekreten. Groß wie klein zeigte sich äußerst beeindruckt von der fachlichen Kompetenz und der anschaulichen Erklärungsweise Eugen Biebers.
Die KürnachSPD bedankte sich bei ihm mit Eintrittskarten zu einer KKW-Veranstaltung und versprach allen Anwesenden, auch im nächsten Frühjahr wieder eine interessante Naturwanderung zu organisieren. Anschließend ließ man den Nachmittag im Café Bieberbau in Kürnach ausklingen.

Text: Ilse Gebhardt-Gögercin (Co-Vorsitzende der KürnachSPD)

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