Das Dorffest gehört ins Dorf

03. März 2019

Ist in Kürnach ein Umdenken erforderlich?

Kürnach – überörtlich bestens bekannt durch seine rege Bautätigkeit und viele kleine und große Feste – befindet sich genau deswegen in einem Dilemma. Ein wichtiges Thema beim letzten „roten Stammtisch“ war nämlich das Dorffest und ein neues und gleichzeitig altes Motto: Kürnach trifft sich in der Mitte! Es ist zwar erst Januar und tiefster Winter, dennoch sind die Vorbereitungen für das beliebte Kürnacher Dorffest 2019, das traditionell am letzten Schulwochenende vor den Sommerferien stattfindet, bereits angelaufen. Und viele Kürnacherinnen und Kürnacher finden, dass Schluss sein muss mit der Auslagerung des Dorffestes an den Ortsrand, an den unschönen Asphaltplatz neben der Höllberghalle. Ihr Dorffest gehört – wie der Name schon sagt – zurück ins Dorf, in die Ortsmitte, die zudem seit einigen Jahren in neuem Glanz erstrahlt.

Zur Geschichte: Nach der Einweihung der Umgehungsstraße im November 1991 „wurde die Idee geboren, […] unter Beteiligung der gesamten Ortsbevölkerung ein Fest zu feiern“ (Paul-Jürgen Blum: Kürnacher Dorffest – eine Ortschaft schafft Hand in Hand. In: Christine Demel im Auftrag der Gemeinde Kürnach (Hrsg.): Ortschronik, 1225 Jahre Kürnach (779-2004). Selbstverlag Gemeinde Kürnach. S.632.), und zwar mitten im Ort unter zweitägiger Sperrung der nun zurückgestuften Semmel- und Hauptstraße zur Ortsstraßen. Und so feierten Vereine und Verbände gemeinsam mit der Ortsbevölkerung Jahr für Jahr ein wunderschönes Dorffest direkt in der Ortsmitte und den Straßen rund um den Kirchberg, das bald auch Besucher aus dem ganzen Landkreis anzog. Besonders gelobt wurde dabei von Jung und Alt, von Familien wie von einzelnen Partygästen die tolle Atmosphäre, die schön geschmückten Gassen, das kulinarische Angebot der Vereine und Gasthäuser, Spaß auch für die Kleinsten durch Riesensandkasten und Hüpfburg, die Möglichkeit in den ruhigeren Nebengassen mit jedem ins Gespräch zu kommen und natürlich auch der kurze Heimweg.

Nachdem die Kürnacher Ortsmitte aber komplett saniert wurde, stellte sich 2014 die Frage, ob man das Fest ausfallen lässt oder es einmalig (!) an die Höllberghalle auslagert. Aus der Entscheidung zu Letzterem wurde seitdem zum Leidwesen vieler eine Dauereinrichtung. Aber muss das so bleiben?

Ja, sagt mehrheitlich das Dorffestkomitee, weil ein Fest in der derzeitigen Größenordnung auf einem zentralen Platz leichter durchzuführen ist, weil man eine größere Bühne für größere Musikkapellen aufbauen kann, weil man für mehr begleitende Events sorgen kann, weil dadurch mehr Umsatz gemacht werden kann etc. Aber mehr Umsatz heißt nicht automatisch mehr Gewinn für die beteiligten Vereine, die zwei bis drei Tage mit all ihren Mitgliedern rundum im Schichtdienst arbeiten, aber am Ende immer weniger aus dem Einnahmetopf ausgeschüttet bekommen.

Deshalb die Frage nach dem Umdenken! Da die Kostenexplosion nach dem Motto „immer größer, immer mehr“ exorbitant ist, sollte man einfach den Mut zum „Schnitt“ haben und mehr Wert auf Gediegenheit, Atmosphäre (Kerzenbeleuchtung statt Strahler), leisere Töne (unplugged Musik an verschiedenen Plätzen statt laute Dauerbeschallung) legen, mehr auf Qualität statt Quantität setzen. So könnte ab 2020 (für 2019 sind schon zu viele Vorverträge abgeschlossen) das alte Dorffest wieder neu in der Ortsmitte seine Comeback feiern. Sehr viele Kürnacherinnen und Kürnacher würde es freuen, so ist immer und überall zu hören. Die KürnachSPD hat deshalb dieses Thema aufgegriffen und unterstützt Überlegungen zur Rückverlagerung des Dorffestes in die Ortsmitte voll und ganz.

Denn in seiner jetzigen Form läuft das Kürnacher Dorffest Gefahr, seinen einzigartigen Charakter zu verlieren, zu einer teuren, gefühlt aber „ramschigen“ Großveranstaltung ohne Atmosphäre zu verkommen. Im letzten Jahr hat es schon Gegenveranstaltungen gegeben, wo sich Nachbarn bei Kerzenschein und gut bestücktem Grill das Fest mit Freunden nach Hause in den Garten geholt haben, anstatt den Abend auf einem „seelenlosen Platz“ zu verbringen.

Ille Gebhardt-Gögercin

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